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Die 3 Eigenschaften des ultimativen Antagonisten

Hand aufs Herz – sind wir nicht alle fasziniert von den richtig fiesen Charakteren?

Die, die wir auf keinen Fall in unserem Leben haben wollen und wir froh sind, wenn der Held sie ihrer gerechten Strafe zuführt?

Eins der besten Beispiele für den ultimativen Antagonisten ist der Joker aus „The Dark Knight“ (Screenplay Jonathan und Christopher Nolan).

Aber warum ausgerechnet dieser Joker? Liegt es nur an der exzellenten Schauspielkunst von Heath Ledger?

Ich denke nicht.

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Der ultimative Antagonist ist außergewöhnlich gut darin, die größte Schwäche des Helden zu attackieren

Frei übersetztes Zitat aus „Story“ von Robert McKee:

Der Protagonist und seine Geschichte können nur so intellektuell faszinierend und emotional fesselnd sein, wie die antagonistische Kraft es erlaubt.

Heißt: Der Antagonist muss mächtig sein.

Je mächtiger, umso schwerer wird es für den Helden ihn zu besiegen, und umso spannender wird es für den Leser.

Wie nutzt der Joker seine Macht aus?

Batman ist sehr gut darin, seine Gegner einzuschüchtern. Er hat eine extreme physische Stärke und setzt diese ein, um die Verbrecher zur Strecke zu bringen.

Der Joker weiß das und legt es gezielt darauf an, von Batman verprügelt zu werden.

Zum Beispiel als er Batmans große Liebe Rachel entführt und sich von der Polizei schnappen lässt.

Im Verhörraum schlägt Batman immer und immer wieder auf den Joker ein, aber dieser lacht nur und sagt: „Du hast nichts. Absolut gar nichts, womit du mir Angst machen könntest. All deine Stärke bringt dir nicht das Geringste.“

Der Joker verwandelt Batmans Stärke in eine Schwäche.

Das schafft er, weil er den Tod nicht fürchtet. Um genau zu sein, will er sogar, dass Batman ihn tötet.

Je mehr Chaos der Joker anrichtet und je mehr Menschen er tötet, umso mehr enthüllt der Joker, dass auch Batmans Moralkodex eine Schwäche sein kann.

Batman kann den Joker nur aufhalten, indem er ihn tötet und das kann er nicht tun. Denn Batmans moralischer Kodex kennt nur eine Regel: Er tötet keine Menschen.

Der ultimative Antagonist zwingt den Protagonisten zu schwierigen Entscheidungen.

Frei übersetztes Zitat aus „Story“ von Robert McKee:

Der wahre Charakter wird enthüllt, wenn ein Mensch unter Druck Entscheidungen treffen muss. Je größer der Druck, umso tiefer die Enthüllung, umso näher liegt die Entscheidung an der essenziellen Natur des Charakters.

In jeder Geschichte muss die antagonistische Kraft mehr und mehr Druck auf den Protagonisten ausüben und ihn zu immer schwierigeren Entscheidungen zwingen.

Entscheidungen, die die wahre Natur enthüllen.

Der Joker verkündet, dass Batman seine Maske abnehmen muss, wenn in Gotham wieder Ordnung und Ruhe einkehren soll. Tut er dies nicht, werden jeden Tag Menschen sterben.

Darauf geht Batman zunächst nicht ein und nutzt seine Stärke, um den Joker zu jagen.

Dieser ist jedoch immer einen Schritt voraus und scheint unaufhaltsam.

Die Einwohner Gothams wenden sich gegen Batman bis der Druck letztlich zu groß wird und Batmans wahrer Charakter wird enthüllt. Zitat aus dem Film (Bruce Wayne zu seinem Butler Alfred):

„Heute habe ich herausgefunden was Batman nicht kann. Er kann das nicht länger ertragen.“

Batman ist bereit, sich für Gotham zu opfern.

Nur Harvey Dent kann ihn davon abhalten, indem er sich selbst auf einer Pressekonferenz als Batman outet.

Der Druck hört aber noch lange nicht auf.

Der Joker entführt Harvey und Rachel, droht sie in die Luft zu sprengen und zwingt Batman dazu, sich zwischen beiden zu entscheiden. Batman wählt Rachel und enthüllt somit, die eine Sache, die er für das Wohl Gothams nicht opfern will.

Durch den ganzen Film stellt der Joker Batman vor Entscheidungen, die enthüllen, was er will und was ihm am Herzen liegt.

Batman lernt sein wahres Ich kennen.

Der ultimative Antagonist hat dasselbe Ziel wie der Protagonist

Wir sind uns vermutlich darüber einig, dass jeder Protagonist eine antagonistische Kraft braucht. Aber wie stellst du sicher, dass dein Antagonist der Richtige für deinen Helden ist?

Würde die Figur des Joker genauso gut funktionieren, wenn sein Gegenspieler Luke Skywalker wäre? Oder Sherlock Holmes? Oder Harry Potter?

Frei übersetztes Zitat aus „The Anatomy of Story“ von John Truby:

Nur wenn der Held und sein Gegner für dasselbe Ziel streiten sind sie gezwungen in direkten Konflikt zu kommen. Und zwar immer und immer wieder durch die ganze Geschichte hindurch. (Stichwort: Schmelztiegel)

Wie können Batman und Joker für dasselbe Ziel streiten?

Jeder hat seine Version, wie Gotham City sein sollte.

Batman kämpft für Hoffnung. Für ein Gotham ohne Kriminalität. Für Recht und Gesetz.

Der Joker erschüttert die etablierte Ordnung und entfesselt Chaos.

Batman vs Joker = Recht und Gesetz vs Anarchie

In ihrer letzten gemeinsamen Szene hat der Joker sogar eine Textzeile, die dies verdeutlicht: „Du hast nicht gedacht, dass ich den Kampf um Gothams Seele für einen Faustkampf mit dir riskieren würde, oder?“

Was macht dieses Ziel so besonders?

Im Unterschied zu vielen Superhelden-Filmen wird hier keine Massenvernichtungswaffe abgefeuert, die die Menschheit auslöschen soll. Wir, als Zuschauer wissen, dass das sowieso im letzten Moment verhindert wird.

In „The Dark Knight“ ist der finale Kampf anders.

Für alle, die den Film nicht gesehen haben, hier kurz zusammengefasst: Der Joker hat auf zwei Fähren Dynamit versteckt und droht beide in die Luft zu jagen. Jeder Kapitän der Fähren hat aber ebenfalls einen Auslöser in der Hand. Der Kapitän, der zuerst auf den Auslöser drückt, wird mitsamt seiner Fähre verschont (erstes moralisches Dilemma). Auf der einen Fähre sind rechtschaffene Bürger. Auf der anderen Strafgefangene (zweites moralisches Dilemma).

Für den Zuschauer ist völlig unklar, wie die Situation ausgehen wird, weil wir zuvor mehrfach erlebt haben wie unberechenbar der Joker ist. Wer drückt zuerst den Knopf? Werden vielleicht beide Fähren in die Luft gehen? Oder schafft Batman es, alle zu retten?

Batman und Joker kämpfen nicht um das Überleben der Menschheit.

Sie kämpfen um Gothams Seele.

Der Einsatz, also das, was, auf dem Spiel steht, ist in erster Linie persönlich.

Mein Fazit

Was ist nun der Effekt, wenn all diese Punkte erfüllt sind? Was ist die größere Funktion, die der Joker in „The Dark Knight“ erfüllt?

Er ist Batmans Lehrer.

Am Anfang des Films glaubt Batman, dass es Kriminellen nur um Geld geht.

Zeile aus dem Film (Alfred zu Bruce Wayne): „Manche Menschen suchen nicht nach etwas logischem wie Geld. Sie können nicht gekauft, schikaniert oder überzeugt werden. Ebensowenig kann man mit ihnen verhandeln. Manche Menschen wollen nur die Welt brennen sehen.“

Batman lernt, dass er seine Feinde nicht unterschätzen darf, dass seine Stärke seine Schwäche werden kann.

Batman wird klüger durch den Joker.

Er erkennt, dass er alleine Grenzen hat, aber mit den richtigen Verbündeten jede Herausforderung meistern kann.

Batmans Entschlossenheit wird verstärkt durch den Joker.

Er weiß jetzt, dass er schwierige Entscheidungen treffen kann. Zeile aus dem Film: „Du stirbst entweder als Held oder lebst lang genug und wirst selbst zum Verbrecher. Ich kann diese Dinge tun, weil ich kein Held bin. Ich bin was auch immer Gotham von mir verlangt. “

Der Joker ist nicht wegen seinem irren Lachen oder seiner Unberechenbarkeit so großartig, sondern weil er einen hochgradigen Effekt auf die Handlung und den Protagonisten hat.

Batman wird allein wegen Joker zum „Dark Knight“.

Jetzt bin ich gespannt auf deine Meinung. Hast du den Film gesehen? Wenn nicht kann ich ihn dir nur ans Herz legen.

Wie beeinflusst dein Antagonist die Geschichte? Welche Stärke deines Helden verwandelt er in eine Schwäche? Welches Ziel haben beide? Zu welchen Entscheidungen zwingt er deinen Protagonisten?

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